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Das Herz Jesu und die überlieferte heilige Messe
Die Herz-Jesu-Andacht als geistiges Messopfer
Zum Gebetsschatz eines jeden Katholiken gehört die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu mit der Herz-Jesu-Andacht. Wird diese Andacht in Verbindung mit der überlieferten heiligen Messe gebetet und betrachtet, leuchtet eine untrennbare Einheit zwischen beiden Gebetsformen auf.
1. Die überlieferte heilige Messe
Die Alte Messe, wie sie auch genannt wird, hat die Eigenschaft, dass sie den Glauben der katholischen Kirche in unverstellter und unverkürzter Weise darstellt. Dem menschlichen Geist wird es in dieser Feier leicht gemacht, die Geheimnisse des Glaubens zu erfassen. Diese Geheimnisse sind: Wahrheit und Opfer. Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist Anfang und Ende. In der heiligen Messe erneuert Christus in unblutiger Weise sein Opfer auf Golgota, durch das die Menschheit entsühnt wurde. So hat es schon der hl. Paulus gesagt: „Jetzt noch, in dieser Welt, lebe ich in dem Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingeopfert hat.“ (Gal 2,20). Besonders in der überlieferten Messe werden diese beiden Geheimnisse klar erkennbar: Unter den Gestalten von Brot und Wein setzt sich Christus, der die Wahrheit ist, erneut zum Opfer vor Gott Vater aus.
Damit diese Geheimnisse bewahrt werden, hat die Kirche in jahrhunderterlanger Tradition die Feier derselben streng bewacht. Die Feier der Geheimnisse Jesu Christi ist uns als heilige Opfermesse nach dem Messbuch von Papst Pius V. überliefert. Diese Messe enthält viele Elemente, die sich wie ein Schutzmantel um den Kern, die Geheimnisse unseres Glaubens legen: Die Gebete zur Opferung sichern der Kirche das Opfer zu, das sie im Namen des Herrn darbringen darf. Dann das Schweigen, die Kanonstille, die eintritt, wenn der Priester den Messkanon lautlos betet. Das Schweigen während der heiligen Opferhandlung bewahrt vor Hochmut gegenüber dem erscheinenden Gott. Weiterhin bewahrt die Opfertheologie des römischen Messkanon das Erlösungswerk Christi am Kreuz. Weitere Elemente des Schutzmantels sind auch das Latein, das vor individueller Willkür durch den Zelebranten schützt, die gemeinsame Gebetsrichtung von Zelebrant und Gläubigen zum Kreuz hin, die alleinige Zulassung von männlichen Messdienern, zu ihrer sicheren Vorbereitung auf das heilige Priestertum und die kniende Mundkommunion. Die kniende Mundkommunion ist das wirksamste Zeichen und das eindeutige Bekenntnis, dass unter der Gestalt des Brotes Jesus Christus, der König, mit Leib und Blut, Seele, Gottheit und Menschheit empfangen wird. – Wer nun ein oder mehrere dieser Elemente aus der überlieferten Messe wegnimmt, schneidet große Löcher in diesem Schutzmantel, und setzt so die Geheimnisse der Messe, Opfer und Wahrheit, größter Gefahr aus. Darum ist es Pflicht, die überlieferte Messe nicht zu verfälschen oder andere neuere Formen einzuführen. Es ist aber auch Pflicht eines jeden Gläubigen, bereitwillig die unendlichen Vorzüge dieses Ritus anzuerkennen. Der überlieferte Ritus ist vollkommenes Bekenntnis der christlichen Religion. Er ist die Summe des katholischen Glaubens. Die heiligen Päpste haben das immer wieder bestätigt. Besonders deutlich auf dem Konzil von Trient 1562: „Das Heilige muß heilig verwaltet werden. Da es nun nichts Heiligeres gibt als dieses Opfer, so hat die katholische Kirche, um würdig und ehrfurchtsvoll zu opfern und zu empfangen, seit vielen Jahrhunderten den heiligen [Mess-] Kanon eingeführt. Er ist frei von jedem Irrtum und enthält nichts, was nicht ganz und gar Heiligkeit und Frömmigkeit atmet und die Herzen der Opfernden zu Gott emporrichtet.“
Diese Vorzüge machen es jedem Gläubigen zur Pflicht, die überlieferte Messe immer tiefer zu verstehen, um Gott den ganzen, wohlgefälligen Kult darzubringen.
2. Die Pflicht zur Herz-Jesu-Andacht
Warum gibt es aber nun eine Pflicht zur Herz Jesu-Andacht? Eben aus den gleichen, gerade genannten Gründen: unverstellte und unverkürzte Darstellung der Geheimnisse Wahrheit und Opfer.
Papst Pius XI. schreibt: „Liegt nicht in dieser Andachtsform der Inbegriff der ganzen Religion und die Wegweisung zur Vollkommenheit? Denn leicht führt sie unseren Verstand zur tiefen Erkenntnis Christi, und nachdrücklich vermag sie die Herzen zu immer glühenderer Liebe und immer engerer Nachfolge des Heilands anzuspornen.“ (Enzyklika Miserentissimus Redemptor 1928)
Papst Pius XII. schreibt in seiner Herz-Jesu Enzyklika Haurietis aquas 1956, „daß außerdem dieser Kult seine Wurzel in den Grundlagen der christlichen Lehre hat, findet seinen klaren Beweis darin, daß der Apostolische Stuhl jene liturgische Feier früher bestätigte [das erste liturgische Stundengebet fand am 20. Oktober 1672 statt] als die Schriften der hl. Margareta Maria (1647-1690). Man soll also nicht sagen, daß dieser Kult seinen Ausgang von einer göttlichen Privatoffenbarung genommen habe, noch daß er in der Kirche plötzlich dagewesen sei; er ist vielmehr wie von selbst erblüht aus lebendigem Glauben.“
Und es ist „sicher allen klar, daß es hier nicht um eine gewöhnliche Andachtsform geht, die jeder nach Gutdünken den übrigen nachsetzen oder geringachten darf, sondern um eine Hingabe an Gott, die mächtig hilft zur Erlangung der christlichen Vollkommenheit. … Es besteht also kein Zweifel, daß, wenn die Christgläubigen dem heiligsten Erlöserherzen huldigen, sie einer schweren Verpflichtung nachkommen, durch die sie Gott zu dienen gehalten sind, und zugleich dem Schöpfer und Erlöser sich und alles Ihrige weihen. … Wir spornen zur eifrigen Übung dieser Andacht alle Unsere geliebten Söhne in Christus an, die, welche bereits daran gewöhnt sind, die heilenden Wasser zu schöpfen, die dem Heilandsherzen entströmen wie besonders die, welche nach Art von Zuschauern neugierig und zweifelnd von weitem zusehen.“
„Gibt es eine Andacht, die hochwertiger wäre als die Herz-Jesu-Verehrung, die genauer der Eigenart des katholischen Glaubens entspräche, die angepasster den heutigen Nöten der Kirche und der Menschheit entgegenkäme?“
3. Die Vorzüge der Herz-Jesu-Andacht
Der erste Vorzug der Herz Jesu Andacht besteht nun darin, dass das Dogma von der Anbetungswürdigkeit des Leibes Christi auf einzigartige Weise enthalten ist. Das Konzil von Ephesus stellte 431 fest, dass das fleischgewordene Wort, der Sohn Gottes, wegen seiner Person-Einheit mit einer einzigen Anbetung zu verehren ist. Der natürliche Leib Christi wird also nicht getrennt verehrt, sondern als Einheit mit dem göttlichen Wort, dem Logos angebetet.
Mit der Anbetungswürdigkeit des Leibes Christi ist ein weiterer Vorzug verbunden. Das Dogma der hypostatischen Union ist klar herausgestellt: Angebetet wird die eine Person des Sohnes Gottes, der seine beiden Naturen (Hypostasen), die menschliche und die göttliche, „unvermischt und ungetrennt“ umfängt und trägt. „Dass beide Naturen sich zu einer Person vereinigten, das kann, wenn der Glaube nicht daran festhält, keine Rede erklären“, so schreibt Papst Leo der Große.
Herz Jesu, vereint mit der Person des Sohnes Gottes, erbarme Dich unser!
Hinzu kommt: Nicht nur die beiden Naturen, die menschliche und göttliche Natur sind im Sohn Gottes geeint, sondern auch sein menschlicher und göttlicher Wille. Beide, der menschliche und der göttliche Wille wurden von der Kirche als gegeben verteidigt. (3. Konzil von Konstantinopel 681) Ein Mensch ohne einen eigenen Willen ist kein Mensch und Gott hätte den Willen des Menschen nicht heilen können, wenn der Mensch keinen gehabt hätte. Maximus der Bekenner (+662) hat herausgestellt, dass diese zwei Willen nicht zur Schizophrenie einer doppelten Persönlichkeit führen. Der natürliche Wille wird vielmehr in den Willen der Person mit aufgenommen. Denn „von der Schöpfung her ist der menschliche Wille auf den göttliche Willen hingeordnet. Der Naturwillen des Menschen findet im Einstimmen in den göttlichen Willen seine Vollendung. Der menschliche Wille ist schöpfungsgemäß auf das Zusammenwirken mit Gottes Willen hin angelegt.“ Alles was Jesus tut, zeigt, dass er seinen natürlichen Willen ganz auf den göttlichen Willen ausrichtet und so den Menschen wirklich vollendet.
Hier schließt sich ein weiterer Vorzug an. Dort, wo der Sohn ist, da ist auch der Vater und der Heilige Geist. Papst Pius XII. schreibt in seiner Herz-Jesu Enzyklika: „dass die Herz-Jesu Verehrung in ihrem Wesen nichts anderes ist als die Verehrung der göttlichen und menschlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes, und wieder nichts anderes als die Verehrung jener Liebe, mit der auch der himmlische Vater und der Heilige Geist die sündigen Menschen umhegen; denn wie der hl. Thomas von Aquin sagt, ist die Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit der Ursprung der menschlichen Erlösung, sofern sie sich in überreicher Fülle in den menschlichen Willen Jesu Christi und sein anbetungswürdiges Herz ergoss und ihn kraft der gleichen Liebe zur Hingabe seines Blutes veranlasste, um uns von der Gefangenschaft der Sünde freizukaufen: „Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist.“ Wer das Herz Jesu verehrt, bekennt sich zu einer dreifachen Liebe: der menschlichen und göttlichen Liebe Christi und der unendlichen Liebe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Gott Vater im Himmel, erbarme Dich unser!
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser!
Gott Heiliger Geist, erbarme Dich unser!
Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, erbarme Dich unser!
Heiligstes Herz Jesu, erbarme Dich unser!
Auch die Glaubenswahrheit der Auferstehung und die Fortdauer des Fürsprechertums Christi in der Ewigkeit, sind vollkommen in die Herz-Jesu-Andacht eingebunden. „Nachdem unser Heiland mit dem im Glanz der ewigen Glorie erstrahlenden Leib zum Himmel aufgefahren ist und zur Rechten des Vaters sitzt, hat er nicht aufgehört, in glühender Liebe, in der auch sein Herz schlägt, mit der Kirche, seiner Braut, zu sein. Er trägt ja an den Händen, den Füßen und der Seite die leuchtenden Wundmale, die seinen dreifachen Sieg über Satan, Sünde und Tod darstellen; und ebenso besitzt er in seinem Herzen, wie in einem kostbaren Schrein geborgen, jene unermeßlichen Schätze von Verdiensten, die Früchte des gleichen dreifachen Triumphes, die er dem erlösten Menschengeschlecht freigebig mitteilt – eine trostvolle Wahrheit.“
Durch die Freuden Deines verklärten Herzens, erlöse uns, o Herr!
Dass Du Deine heilige Kirche regieren und erhalten wollest, wir bitten Dich, erhöre uns!
Dass Du uns in Deine ewige Herrlichkeit führen wollest, wir bitten Dich, erhöre uns!
Zusammenfassend kann nun gesagt werden: Der Blick auf den anbetungswürdigen Leib Christi, hat den Blick auf den Sohn Gottes selbst gelenkt, der als wahrer Gott und wahrer Mensch angebetet wird. Hinter all dem steht aber die unendliche Liebe des Dreifaltigen Gottes. Im Innenraum der Dreifaltigkeit ist der auferstandene Christus unser ständiger Fürsprecher. Die Herz-Jesu-Andacht führt also die grundlegenden Glaubenswahrheiten der katholischen Religion an. Es fehlt nichts. Aufgrund der genannten Vorzüge ist diese Andacht so wertvoll und unverzichtbar.
4. Das Herz Jesu
Warum das Herz? Die ganze menschliche Natur Christi und alle ihre Teile sind Gegenstand der anbetenden Verehrung. Alle Teile der menschlichen Natur Christi sind in gleicherweise verehrungswürdig. Dennoch haben sich eine besondere Verehrung für die heiligen fünf Wunden, das kostbare Blut, das heilige Antlitz Jesu, das Haupt des leidenden Erlösers und sein heiligstes Herz gebildet. Der Grund, warum diese Teile der menschlichen Natur Christi in besonderer Weise verehrt werden, liegt darin, dass sich in ihnen die Erlöserliebe Christi besonders deutlich geoffenbart hat. Bei der Verehrung des Herzens Jesu ist zu bedenken, dass es sich wirklich um das leibliche Herz des Gottmenschen handelt, das angebetet wird. Zugleich ist das Herz das vollkommenste Symbol der Erlöserliebe Christi zu den Menschen. (vgl. Ludwig Ott, Dogmatik)
Die eindringlichen Worte von Prälat Dr. Robert Mäder (1875-1945) führen direkt zum Herzen Jesu: „Das Gesetz der Gottheit ist die Liebe. Deus caritas est. Gott ist die Liebe. Innergöttlich die Liebe des Vaters zum Sohn und die Liebe des Sohnes zum Vater im Heiligen Geist. Nach außen die Liebe der Erschaffung und Erhaltung, die Liebe der Erlösung und die Liebe der Heiligung. Der Vater ist Liebe. Der Sohn ist Liebe. Der Heilige Geist ist Liebe. Das bedeutet: Jesus caritas est. Jesus, der Gottessohn und Menschensohn, ist die Liebe. Aus Liebe schuf er die Erde. Aus Liebe schuf er den Menschen. Aus Liebe wurde er einer von uns. Einem jedem von uns lief er nach. Und gab sein Leben für uns hin. Er wurde unsere eucharistische Speise. Dieses Weltgeschehen ist christozentrisch und darum fühlt man bei allem immer wieder den Pulsschlag des göttlichen Herzen Jesu. Jesus caritas est. Christus der König hat ein Herz. Wer das Herz Jesu nennt, der meint damit Jesus in seinem tiefsten, allerinnersten Wesen. Er hört gleichsam den geheimnisvollen Pulsschlag seines gottmenschlichen Lebens.“ In Bezug auf die Kirche schreibt der schweizer Prälat: „Das Herz der katholischen Weltkirche ist das Herz Jesu. Das Herz Jesu, das ist Jesus. Das Herz, das ist alles. Sein Schlag erhält die Kirche am Leben. Sein Blut ist ihre Nahrung. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Wenn dieses Herz aufhören würde zu schlagen, wäre es um die Kirche geschehen. Das Herz ist alles. Auf das Herz kommt alles an.“
Dieses Herz Jesu strebt nun in unergründlicher Liebe zum Letzten Abendmahl, zum Garten Gethsemane und ans Kreuz unserer Erlösung. „Der Einziggeborene Sohn Gottes hat die leidensfähige und sterbliche Menschennatur hauptsächlich aus dem Grunde angenommen, weil er das blutige Opfer, am Kreuze hängend, darzubringen wünschte, um das Werk des Heiles der Menschheit zu vollenden. Darum offenbart die Liebe Jesu Christi, des Sohnes Gottes, durch das Opfer auf Golgotha klar und lichtvoll die Liebe Gottes selbst: „Wir haben die Liebe Gottes erkannt: Er hat sein Leben für uns dahingegeben; so sollen auch wir das Leben für die Brüder hingeben.“ Und wirklich ist unser göttlicher Heiland mehr durch die Liebe als die Gewalt der Henker ans Kreuz geheftet worden; sein freiwilliges Ganzopfer ist das hochwertigste Geschenk, das er jedem einzelnen Menschen gab.“
5. Die überlieferte Messe und die Herz-Jesu-Andacht
Die Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu verträgt also keine Sentimentalitäten und keine emotionalen Verirrungen. Das Herz hat nichts Weichliches oder Schwaches. Es hasst die Sünde und die Unbarmherzigkeit. Das Herz Jesu kämpft, es setzt sich zur Wehr und ist stark. Sein Herz verströmt weiches Blut und heißes Feuer, Liebe und Strenge zugleich. Das Herz Jesu verlangt von sich und von uns Opfer. (vgl. R. Mäder) Das Herz Jesu drängt ans Kreuz, um das Erlösungswerk zu vollziehen. In seiner Liebe, die jede Erkenntnis übersteigt, hat er sein Blut für uns vergossen. Er hat uns von aller Sündenschuld gereinigt. Sein durchbohrtes Herz ist zur Quelle des Lebens geworden, aus der wir das Heil schöpfen.
„So kommen wir leicht zu dem Schluß, daß die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu dem Wesen der Sache nach der Kult der Liebe ist, mit der Gott uns durch Jesus geliebt hat, und zugleich die Übung unserer Liebe zu Gott und den übrigen Menschen. Mit anderen Worten, diese Verehrung geht auf die Liebe Gottes zu uns, auf Ihn, der angebetet, dem Dank gesagt und in dessen Nachahmung gelebt werden soll.“
Die richtig und gut verstandene Herz-Jesu-Andacht ist damit der Kult der Liebe Gottes zu uns. In dieser Andacht setzt Gott in Liebe sein Erlösungswerk fort. Wer das Herz Jesu verehrt, kommt sicher zum Erlösungswerk Christi am Kreuz. Nichts anderes ist aber die heilige Messe. Das heilige Messopfer ist die Liebe zu uns. So verbinden sich Messopfer und Andacht in analoger Weise. Die Andacht ist ein geistiges, gebetetes Messopfer. Sie ist das immerwährende geistige Opfer Christi für uns und das Opfer der Kirche an den dreifaltigen Gott. Die Andacht ist eine heilige Messe, die der überlieferten Messe entspricht. Die traditionelle Andacht entspricht der traditionellen Messe – beide Wege führen zum Kreuz.
Durch die Schmerzen Deines leidenden Herzens, erlöse uns, o Herr!
Durch die Todesangst Deines sterbenden Herzens, erlöse uns, o Herr!
Durch die Wunde Deines geöffneten Herzens, erlöse uns, o Herr!
Durch das Blut und Wasser aus Deinem durchbohrten Herzen, erlöse uns, o Herr!
Durch die Freuden Deines verklärten Herzens, erlöse uns, o Herr!
Mit diesen Worten wird gleichsam das Opfer Jesu Christi erneuert. Er ist gegenwärtig in seinem Opfer. Wir sind gewohnt von der ersten Messe auf Golgotha zu sprechen. Wir sind gewohnt von dem Schlachtopfer unserer Altäre zu sprechen, das in unseren Kirchen dargebracht wird. Aber es gibt eben noch eine dritte heilige Messe: die traditionelle Herz-Jesu-Andacht. Sie enthält die Wahrheit Jesu Christi und sein Opfer, seine Auferstehung, seine geistige Gegenwart im fleischlichen Herzen Jesu und die geistige Kommunion der Gläubigen. Sie ist der Kult der Liebe.
In der traditionellen Herz-Jesu-Andacht sind Lob-, Dank-, Bitt- und Sühnopfer der heiligen Messe vollständig enthalten. In der Oratio am Fest des Heiligsten Herzen Jesu heißt es daher, dass unsere Huldigung und unser Lob zugleich ein Werk würdiger Sühne sein sollen. In der Secreta verbindet die Kirche ihre eigene Opfergabe mit dem heiligsten Herzen Jesu. So soll sie vor dem allmächtigen Vater eine wohlgefällige Gabe und Sühne für unsere Sünden sein.
6. Schluss
Ist es verwunderlich, dass seit der Einführung des Novus Ordo, der Neuen Messe ab 1969 die Herz-Jesu-Andacht immer weiter vernachlässigt wurde? Der Novus Ordo hat die Opfertheologie der überlieferten Messe mindestens aufgeweicht und den Akzent hin zu einer Mahlfeier mit dem barmherzigen Jesus verschoben. So musste es kommen, dass der Karfreitag aus dem Blick geriet. Doch gerade dieser Tag war das Ziel des Herzens Jesu: die Erlösung der Menschen am Kreuz durch sein kostbares Blut. Noch einmal Papst Pius XII.: „Die gültigen Dokumente des katholischen Glaubens, in vollem Einklang mit den Heiligen Schriften, versichern uns, daß der Einziggeborene Sohn Gottes die leidensfähige und sterbliche Menschennatur hauptsächlich aus dem Grunde angenommen hat, weil er das blutige Opfer, am Kreuze hängend, darzubringen wünschte, um das Werk des Heiles der Menschheit zu vollenden.“ Es war der feste Wunsch des Herzens Jesu sich als Lamm Gottes darzubringen, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. „Und endlich fühlte der göttliche Erlöser am Kreuz sein Herz in mannigfachen und tiefgehenden Regungen erglühen, Regungen brennender Liebe, der Angst und Not, der Erbarmung, heißen Verlangens und verklärter Ruhe – Gefühle, die ihren klaren Ausdruck in den Worten finden: „Vater, verzeihe ihnen; sie wissen nicht, was sie tun“.“
Durch die Glut Deines liebenden Herzens, erlöse uns, o Herr!
Denken wir wieder an die mahnenden Worte Papst Pius XII., dass es „sicher allen klar ist, daß es hier nicht um eine gewöhnliche Andachtsform geht, die jeder nach Gutdünken den übrigen nachsetzen oder geringachten darf, sondern um eine Hingabe an Gott.“
Die Herz-Jesu-Andacht ist der sichere Weg zum überlieferten Messopfer. Die Andacht führt uns zum Herzen Jesu, das auf Golgota seine unaussprechliche Liebe offenbarte. Die Andacht ist ein geistiges Messopfer. Wer die Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu bei sich trägt, der trägt die heilige Messe bei sich. Damit kann die Andacht auch in den Häusern des gläubigen Volkes dargebracht werden – zur Gesundung und zum Aufbau der Gesellschaft. Das bedeutet natürlich nicht, dass dadurch der vorgeschriebene Messbesuch aufgegeben werden kann.
Prälat Mäder: „Wir brauchen, sollen wir vorwärts kommen, mehr Herz. Mehr Liebe. Mehr Feuer. Hirn haben wir bald genug. Aber das Herz wird uns retten. Wer wird siegen in den kommenden Schlachten? Diejenigen, die am meisten Herz und darum am meisten Feuer haben. Diejenigen, die Liebe und Strenge, Blut und Feuer haben.“
Alle, Kleriker wie Laien, sollten hart daran arbeiten, den Wunsch der Päpste nach einer reflektierten Herz-Jesu-Andacht zu verwirklichen. Mit dieser Arbeit stehen die Gutwilligen in liebender Antwort und Sühne zum Heiligsten Herzen Jesu. Mit der Verbreitung der Herz-Jesu-Andacht sollen alle das Gebot des Herrn verwirklichen: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“